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Virales Marketing auf Social Media: Plattform-Strategien, Erfolgsfaktoren und Gefahren

  • Autorenbild: Sophia von Buchwaldt
    Sophia von Buchwaldt
  • vor 3 Tagen
  • 6 Min. Lesezeit

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„Viral gehen“ – ein Begriff, der im Marketing zum Sehnsuchtsziel geworden ist. Ein Post, ein Video oder sogar ein Kommentar erreicht plötzlich Millionen Menschen, verbreitet sich rasant und schafft Aufmerksamkeit, die klassische Werbung nur mit erheblichen Kosten und massivem Aufwand erreichen kann. Besonders auf TikTok gilt virales Marketing als Königsdisziplin, doch auch Instagram, YouTube oder LinkedIn bieten enorme Hebel. Aber Viralität ist kein einfaches Erfolgskonzept.


Inhaltsverzeichnis:




Was bedeutet „viral gehen“?


„Viral gehen“ beschreibt die schnelle, oft exponentielle Verbreitung von Inhalten über soziale Netzwerke. Auslöser sind Emotionen, Überraschung, Humor oder starkes Identifikationspotenzial. Und durch authentische Nutzerinteraktion kann eine virale Social-Media-Marketingkampagne noch mal so richtig Fahrt aufnehmen. Dabei unterscheidet man zwischen aktiv gesteuerten Kampagnen und passivem viralem Marketing, das eher organisch und ungeplant entsteht.


Virales Social Media Marketing auf unterschiedlichen Plattformen


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Nicht jede Plattform funktioniert für jede Brand gleich – und der Plattform-Fit ist oft entscheidend für den Erfolg viraler Projekte. Während TikTok und Instagram insbesondere für visuelle, schnell konsumierbare Formate und B2C-Brands relevant sind, finden B2B-Unternehmen ihre viralen Hebel eher auf LinkedIn oder durch Thought Leadership auf YouTube. Pinterest eignet sich perfekt für langfristigen, Evergreen Content, während Reddit und Threads durch Community-Dynamik und Echtzeit-Kultur viralitätsstark sind. Im Folgenden gehen wir etwas näher auf die plattformspezifischen Grundregeln ein. Dabei ist allerdings zu beachten, dass sich Viralität selten planen lässt.


”Viral gehen“ auf TikTok


TikTok lebt von Entertainment, Schnelligkeit und Community-Interaktion. Marken performen, wenn sie native Formate nutzen und Trends, Sounds oder Challenges für sich besetzen.

Der TikTok-Algorithmus pusht Engagement mehr als alles andere (Shares, Watchtime, Trending).


Tipps:


  • Humor, Authentizität und Mitmachformate sind die zentralen Viralitätstreiber.

  • Challenges und Musik sorgen für Community-Teilnahme.

  • Creator-Kollaborationen katapultieren die Reichweite.


Beispiele: 


  • Duolingo – Maskottchen-Content, trendbasierte Edutainment-Videos.

  • Ocean Spray – viraler Hype durch einen User-Clip mit Longboard und „Dreams“-Sound.


”Viral gehen” auf Instagram


Instagram bündelt heute mehrere Formate (Feed, Stories, Reels, Explore). Sichtbarkeit entsteht, wenn Inhalte Interaktionen, eine erhöhte Verweildauer und Relevanzsignale auslösen – besonders bei Reels. Meta bzw. Instagram beschreibt öffentlich, dass das Ranking auf Prognosen basiert, welche Inhalte für einzelne Nutzer:innen am relevantesten sind. Zusätzliche Systeme wie Reels-Weiterempfehlungen („Chaining“) verstärken erfolgreiche Clips.


Tipps:


  • Influencer setzen Trends und verstärken Markenbotschaften.

  • Starke Hooks, Watch-Loops, Saves und Kommentare wirken als Boost.

  • Optimal für Fashion, Food, Fitness, Beauty und Design.


Beispiele:


  • Spotify – mit #SpotifyWrapped teilen User ihre individuellen Jahresrückblicke.

  • Adidas – #ORIGINALis-Kampagnen mit Influencern und UGC.


”Viral gehen” auf YouTube (Shorts)


YouTube vereint Kurzfristigkeit (Shorts) und langfristigen SEO-Traffic. Viralität ist oft storydriven und lebt von Professionalität und Wiedererkennungswert.Tipps:


  • Shorts: Drei-Minuten-Formate mit Hooks und schnellen Payoffs, TikTok-ähnlich.

  • Langformat: Tiefe, nachhaltige Story-Arcs und Suchmaschinenwirkung.

  • Star-Power und Kollaborationen maximieren die Chancen auf Viralität.

  • Geeignet für Education, Unterhaltung, Produktkampagnen.


Beispiele:


  • E.on – Creators erklären Themen wie Nachhaltigkeit, auf den Punkt mit Shorts.

  • Otto – Omnichannel-Kampagnen durch Shorts und klassische Videos.


”Viral gehen” auf LinkedIn


Wer viral auf LinkedIn Reichweite erzeugen will, liefert nützliche, erfahrungsbasierte Inhalte (Case-Breakdowns, Learnings, Templates), die Diskussionen auslösen. Carousels/Slides funktionieren als „Micro-Guides“, Thought-Leadership-Posts mit klarer These als Debattenstarter. Besonders eignet sich die Plattform für B2B, Professional Services sowie Tech und Recruiting.


Tipps:


  • Posts mit Erfahrungsaustausch und Learnings erzeugen Diskussionen.

  • Interaktionssignale sind auf Kompetenz und Relevanz getrimmt.

  • Optimal für Recruiting, Tech, Beratung, SaaS und Employer Branding.


Beispiele:


  • HubSpot – Templates und Case Studies.

  • Personio – Recruiting-Kampagnen mit hoher Talkability.


Viralität auf anderen Social-Media-Plattformen: Pinterest, Reddit, Threads


  • Pinterest: Evergreen-Pins, DIY und Moodboards gehen viral, wenn sie konkreten Mehrwert und Inspiration bieten. Langfristiger Traffic zählt besonders für Einrichtung, Rezepte und Do-It-Yourself-Beiträge.


  • Reddit: Community-driven. Subreddits erzeugen Relevanz in Nischen. Viralität entsteht besonders bei kollektiven Aktionen (Beispiel: 2021 organisierte die Community des Subreddits r/wallstreetbets ein massives, koordiniertes Kaufen der GameStop-Aktie, das die weltweiten Finanzmärkte überraschte und eine globale Medienwelle auslöste).


  • Threads: Besonders viral für aktuelle kulturelle Memes, Newsjacking und schnelle Mikrotrends. Hier zählen nicht nur eigene Beiträge, sondern auch Kommentare. Starke Viralität für Marken mit frechem Tone of Voice und Real-Time-Kommunikation.


Psychologische Studien zeigen unabhängig von der Plattform: Inhalte, die starke Emotionen hervorrufen (Freude, Staunen, Ärger), werden am häufigsten weiterverbreitet, da Nutzer die eigene Gefühlslage als „soziale Währung“ teilen möchten. Überraschungseffekte, Partizipation und Netzwerkeffekte zählen ebenfalls zu den entscheidenden Hebeln. Gleichzeitig gilt: Je nach Viralitäts-Typ können die Nachhaltigkeit, die Zielgruppenansprache und das Risiko des Kontrollverlustes stark variieren.


Welche Arten von Viralität gibt es?


Wer Viralität gezielt anstrebt, muss ein Verständnis für die verschiedenen Typen und Mechanismen entwickeln – und die Grenzen (und Gefahren) ebenso erkennen wie die Chancen. Viralität ist keine kostengünstige Marketingform (wie etwa klassisches Guerilla Marketing) und keine universelle Erfolgsgarantie, sondern ein komplexes Zusammenspiel aus Plattform-Dynamik, Technik, Psychologie, Community-Resonanz und Timing. Sie reicht von ungeplant-organisch bis hin zu streng gesteuert-strategisch. Dabei sind viele Faktoren kaum planbar und das Gelingen kann einen echten Kontrollverlust bedeuten.


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Native Viralität (ungeplant, organisch)


Native Viralität ist das „echte“ virale Phänomen – sie entsteht durch die Community und breitet sich spontan aus, oft ohne Planung oder Kontrolle durch die Marke. Sie ist im Kern ein Produkt der Netzwerkeffekte, viralen Schleifen und subkultureller Trends.


  • Emotionale Trigger: Studien zeigen, dass virale Inhalte fast immer starke Gefühle ansprechen – Freude, Mitgefühl, Überraschung oder Empörung. Genau deshalb sind Memes, Challenges oder zufällige Alltagsszenen oft Auslöser.


  • Community-Pull: Native Viralität funktioniert dann, wenn Nutzer durch Identifikation oder Teilhabe motiviert sind, Inhalte selbst weiterzutragen. Dieses „Mitmachgefühl” stärkt die Bindung und Plattform-Dynamik.


  • Schnelligkeit & Netzwerkeffekte: Die Verbreitung wird über exponentielles Teilen und die viral-typische Feedbackschleife möglich. Ein Beispiel ist die Ice Bucket Challenge, die durch Nominierungen viral ging.


  • Plattformrelevanz: Besonders TikTok, Instagram und Memekultur-Foren wie Reddit fördern spontane Viralität, weil hier Formate schnell konsumiert und geteilt werden.


  • Kontrollverlust: Marken profitieren oft, können aber nie sicher sein, ob oder wie sich der Inhalt weiterentwickelt. Ein Clip kann in kurzer Zeit Milliarden Menschen erreichen oder überraschend umgedeutet werden – auch ins Negative.


Erzwungene Viralität (strategisch, geplant)


Hierbei handelt es sich um professionelle Viralität mit gezieltem Seeding, Einbindung großer Namen und unter Nutzung von Ereignissen, Schockmomenten oder exklusiven Kooperationen. Marken können ihre Reichweite hier beispielsweise durch teure Akteure oder Provokationen maximal steuern, aber das Community-Feedback bleibt unsicher. So wurde beispielsweise Ed Hardy bekannt, weil Madonna ein Shirt in der Öffentlichkeit trug.


  • Seeding & Multiplikatoren: Die Distribution erfolgt oft mithilfe von Influencern, Stars oder Mediennetzwerken. Botschaften werden gezielt in Bewegung gesetzt, um Wellen zu erzeugen.


  • Überraschung & Schockfaktor: Provokante, kontroverse oder schockierende Marketingkampagnen können gezielt Viralität hervorrufen, führen aber oft zu einem gemischten Echo.


  • Algorithmische Verstärkung: Plattformen wie YouTube pushen Videos, die hohe Initialinteraktionen zeigen; strategisch geplante Kampagnen sind darauf optimiert.


  • Planbarkeit: Unternehmen können Wirkung und Reichweite zuverlässiger kalkulieren – jedoch nie die Interpretationen und Weiterentwicklungen.


Authentische Viralität (professionell, community-driven)


Die goldene Mitte zwischen Planung und Authentizität: Content ist zwar strategisch konstruiert, wirkt jedoch so, als käme er direkt aus der Community. Dieses Format ist aktuell besonders effektiv, denn Nutzer erkennen und bevorzugen authentische Formate.


  • Echtheit & Relatibilität: Inhalte wirken ungezwungen, sind nah an der Nutzerrealität und verwenden Sprache, Timing und Formate, die Community-typisch sind.


  • Partizipation & Co-Creation: Marken binden User in die Content-Erstellung ein, belohnen Engagement und machen aus Followern Mitgestalter.


  • Trend- und Meme-Kompetenz: Erfolgreiche Kampagnen greifen aktuelle Themen oder Running-Gags auf, sind schnell, kulturbewusst und offen für Plattform-Mechaniken.


  • Emotionales Storytelling: Authentizität verbunden mit Gefühl – z.B. „echte“ Erfolgsgeschichten oder spontane Challenges.


Negative Viralität (Shitstorm, Cancel Culture, kontroverse Dynamik)


Viralität kann auch außer Kontrolle geraten – negative Trends entstehen vor allem durch Empörung, Fehlkommunikation oder polarisierende Themen. So geschehen bei einem Werbespot von Pepsi mit Kendall Jenner, der von vielen als Verharmlosung gesellschaftlicher Konflikte gedeutet wurde. Der Impact – die Viralität – war also groß, der Effekt für die Marke aber eher schädlich. Es gibt also doch schlechte PR.


  • Empörung & Wut als Treiber: Inhalte, die negative Emotionen auslösen oder moralische Grenzwerte berühren, werden überproportional oft geteilt – oft, um zu warnen oder Haltung zu zeigen.


  • Echokammern & Polarisierung: In den sozialen Medien entstehen dynamische Resonanzräume, die Negativ-Trends verstärken und auch Falschnachrichten schneller viral gehen lassen.


  • Kontrollverlust & Reputationsrisiko: Unbedachte Kampagnen, Missverständnisse oder kontroverse Statements geraten meist schlagartig in die Massenkritik. Die Marke verliert die Kontrolle, nicht selten folgt ein Rückzug, eine Klarstellung oder eine Entschuldigung.


Viralität entschlüsseln: vom viralen Hype zum nachhaltigen Marketing-Erfolg


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Virales Marketing ist kein Mythos und kein purer Glückstreffer – auch wenn der Faktor „Zufall“ nie ganz eliminiert wird. Entscheidend ist die richtige Balance zwischen Plattform-Mechanik, Content-Stil und Community-Resonanz. Marken, die Viralität nur als kurzfristige Explosion betrachten, verschenken Potenzial. Wer jedoch Viralität in eine systematische Strategie integriert, kann aus Reichweite nachhaltiges Wachstum schaffen.


Erfolgsfaktoren für virales Marketing (plattformübergreifend):


  • Starker Hook & klare Nutzenkommunikation innerhalb von 3 Sekunden

  • Authentische Interaktion vor Oberflächen-Signalen (Shares und Saves > Likes)

  • Social Proof & Creator-Vertrauen als Hebel

  • Trends nutzen – ohne reinen Clickbait

  • Community-Pull: Kommentare aufgreifen, Remixes fördern, UGC belohnen

  • Serialisierung & Wiedererkennbarkeit statt einmaliger „One-Hit-Wonder“

  • Format-native Gestaltung (Untertitel, Vertikalfirst, Soundverständnis)

  • Konstante Posting-Kadenz, A/B-Testing und schnelle Iteration


Bei der Analyse viraler Inhalte stellen sich diese Aspekte als Gemeinsamkeiten heraus. Aber vergessen Sie nicht: Die Viralität entfaltet ihre Wirkung erst dann richtig, wenn sie in die Markenidentität einzahlt und zu echtem Markenvertrauen, Kundenbindung und Reichweitenwachstum führt. Wir helfen Ihnen gerne dabei, starke Marketingkampagnen zu entwickeln, die perfekt auf Ihre Ziele abgestimmt sind – kontaktieren Sie uns!


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