B2B-Marketing-Trends 2025: Zwischen KI-Revolution und menschlicher Verbindung
- Boris Eckart
- 30. Okt.
- 8 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. Okt.

Das B2B-Marketing steht 2025 an einem Wendepunkt. Künstliche Intelligenz durchdringt alle Kommunikationsabteilungen mit rasanter Geschwindigkeit, während gleichzeitig ein fast vergessen geglaubtes Instrument ins Zentrum rückt: authentisches Storytelling. Die aktuellen B2B Marketing-Trends zeigen ein paradoxes Bild – 93% der Industrieunternehmen nutzen bereits generative KI-Tools, doch zwei Drittel beklagen massiven Know-how-Mangel. Diese Diskrepanz prägt die B2B-Landschaft und macht deutlich: Der technologische Fortschritt eilt der organisatorischen Reife weit voraus.
Drei wegweisende Studien bilden die Grundlage dieser Analyse:
das bvik Trendbarometer Industriekommunikation 2025 mit über 220 Teilnehmenden aus Industrie und Agenturen, die B2B Social Media Studie 2025/26 von Althaller Communication mit 870 Unternehmen aus dem DACH-Raum sowie die internationalen Content-Marketing-Prognosen von Informa TechTarget mit 314 befragten Nachfrage- und Content-Marketing-Verantwortlichen. Gemeinsam zeichnen diese Erhebungen ein präzises Bild der aktuellen Herausforderungen und zeigen auf, welche B2B-Trends die kommenden Jahre bestimmen werden.
Inhaltsverzeichnis
Künstliche Intelligenz: Die Kompetenz-Schere öffnet sich
Die Zahlen zur KI-Nutzung wirken beeindruckend: 98% der Dienstleister und 93% der Industrieunternehmen setzen bereits generative KI im Marketing ein. Besonders beliebt sind KI-Tools für das Brainstorming inhaltlicher Konzepte – hier sehen 62% den effektivsten Einsatzbereich, gefolgt von der Bearbeitung menschlich erstellter Texte mit 36%. An dritter Stelle rangiert die SEO-Planung und -Optimierung mit 24%. Doch hinter diesen Nutzungsquoten verbirgt sich eine beunruhigende Realität.


Das bvik Trendbarometer offenbart massive Kompetenzdefizite: 66% der Industrieunternehmen beklagen großen Mangel an Know-how im Bereich generative KI. Nur 43% der Industriemarketer fühlen sich ausreichend über die Möglichkeiten informiert, und lediglich 23% haben ausgearbeitete Ethik-Richtlinien implementiert. Diese unkontrollierte Verbreitung führt zur sogenannten „Schatten-IT-Problematik" – KI-Tools werden informell eingesetzt, ohne zentrale Steuerung oder strategische Einbindung.


Die Informa-TechTarget-Studie liefert weitere Erkenntnisse: Als ineffektivste Einsatzbereiche für KI gelten die Gestaltung von Designarbeiten oder Rationalisierung von Designprozessen mit nur 16% Zustimmung. Der Profi-Tipp der Studie bringt es auf den Punkt: „Generative KI ist ein großartiges Werkzeug, um Inspirationen zu finden. Für erfolgreiche Kampagnen sind jedoch echtes Talent und fundiertes Marketing-Know-how unerlässlich".

Besonders ernüchternd laut bvik Trendbarometer: Die erhoffte wirtschaftliche Dividende bleibt derzeit noch aus. Nur 23% berichten von Einsparungen beim internen Marketing-Budget, bei externen Ausgaben sind es sogar nur 16%. Die Implementierungs- und Lernkurven verursachen derzeit höhere Aufwände als die Effizienzgewinne ausgleichen können. Der Unterschied zwischen Industrie und Dienstleistung zeigt sich auch hier deutlich: Während 47% der Dienstleister von verbesserten Arbeitsabläufen berichten, sind es bei Industrieunternehmen nur 36%.

Die wichtigsten Erkenntnisse:
KI-Nutzung ist mit 93% bei Industrieunternehmen bereits Standard, doch Know-how fehlt bei zwei Dritteln der Befragten
Haupteinsatzgebiete sind Brainstorming (62%), Textbearbeitung (36%) und SEO-Optimierung (24%)
Nur 23% haben Ethik-Richtlinien etabliert – Schatten-IT wird zum Problem
Budgeteinsparungen bleiben bisher marginal: 23% intern, 16% extern
Dienstleister sind deutlich weiter als Industrieunternehmen bei der Integration von KI-Tools
Storytelling schlägt Algorithmen: Der narrative Differenzierungsfaktor
Bei der Jahrhundertflut an KI-generierten Inhalten wird die Fähigkeit, relevante Geschichten zu erzählen, zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Mit 78% Zustimmung stufen die Befragten des bvik Trendbarometers bewusstes Storytelling zu globalen und endkundenrelevanten Trends als wichtigsten Differenzierungsfaktor ein – der höchste Wert aller untersuchten Thesen. Die Informa-TechTarget-Umfrage bestätigt diesen Befund eindrücklich: 45% nennen „Geschichten erzählen" als oberste inhaltliche Priorität, gefolgt von „fesselndere Inhalte" mit 32%. Dieser Befund unterstreicht einen fundamentalen Wandel in der B2B-Kommunikation: Datenblätter und Feature-Listen reichen nicht mehr aus.
Interessanterweise stimmen Industrieunternehmen dieser These mit 82% sogar stärker zu als Dienstleister mit 73%. Ein Indiz dafür, dass gerade technisch geprägte Branchen das Potenzial von Storytelling als Brücke zwischen Ingenieurswissen und Kundenbedürfnissen erkennen.
Die effektivsten Formate zur Verbreitung dieser Geschichten sind soziale Medien – 71% sehen hier den größten Erfolg, besonders bei kurzen Videos und statischen Beiträgen. Dicht gefolgt werden sie von Vor-Ort-Erlebnissen und Veranstaltungen mit 45%. Überraschend: Klassische Fallstudien, lange als Goldstandard gehandelt, werden von 15% als erfolglosestes Format eingestuft, Infografiken folgen mit 14%. Das deutet auf eine Verschiebung hin zu dynamischen, authentischen Formaten, die in kürzerer Zeit mehr emotionale Tiefe transportieren können.
Der Profi-Tipp der Informa-Studie unterstreicht diese Entwicklung: „Angesichts der zunehmenden Sättigung des digitalen Raums wird der Aufbau authentischer Beziehungen in Communitys wichtig sein, um wirklich durchzudringen". Die größte Herausforderung bleibt jedoch die kontinuierliche Erstellung hochwertigen Contents bei knappen Ressourcen – 29% nennen konkurrierende Prioritäten und eine begrenzte Bandbreite als oberste interne Herausforderung.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
Storytelling erhält mit 78% die höchste Zustimmung aller B2B-Trends – Spitzenreiter im bvik Trendbarometer
Industrieunternehmen (82%) bewerten Storytelling höher als Dienstleister (73%)
Social Media (71%) und Events (45%) sind die erfolgreichsten Verbreitungskanäle
Klassische Fallstudien (15%) und Infografiken (14%) gelten als ineffektivste Formate
Ressourcenknappheit bleibt die größte Hürde bei der Content-Erstellung
B2B-Social-Media-Trends: Das Ende der Quantitäts-Strategie
Der Trend in der B2B-Branche deutet eine fundamentale Neubewertung von Social-Media-Strategien an. Vorbei sind die Zeiten, in denen Präsenz auf möglichst vielen Plattformen automatisch zu besseren Ergebnissen führte. Stattdessen wählen Unternehmen einen präziseren Weg: Sie konzentrieren ihre Energien auf wenige ausgewählte Kanäle und setzen dabei verstärkt auf Qualität statt auf breite Streuung. Diese Neuausrichtung geht mit einer professionelleren Herangehensweise einher, die Datenanalyse in den Mittelpunkt rückt und strategische Entscheidungen auf messbaren Ergebnissen basiert.
Die Informa-Daten zeigen die vielversprechendsten Vertriebskanäle: Organische Social Media führen mit 50%, gefolgt von SEO/organischer Suche mit 43%, bezahlten Social Media mit 42% und E-Mail mit 38%. Ein wichtiger Hinweis der Studie: „Auch wenn KI-Tools übliche Suchmuster aufbrechen, bleibt die Suche für heutige Marketingverantwortliche entscheidend. Die Rolle der traditionellen Suche entwickelt sich weiter; sie verschwindet nicht".

LinkedIn bleibt das unangefochtene Rückgrat der B2B-Kommunikation – die Plattform für Fachlichkeit, Thought Leadership und professionelle Netzwerkpflege. Instagram gewinnt vor allem im Employer Branding an Bedeutung, insbesondere bei der Ansprache von Nachwuchstalenten. YouTube etabliert sich zunehmend als Hub für Fach- und Erklärvideos, die komplexe B2B-Themen visuell aufbereiten. Dagegen verlieren Facebook, Xing und X (ehemals Twitter) spürbar an Relevanz im B2B-Kontext.
Die Budget-Realität ist gespalten: Im Durchschnitt investieren Unternehmen laut B2B Social Media Studie 2025/26 von Althaller Communication 5.000 Euro monatlich, doch satte 60% bleiben unterhalb dieser Grenze. Die Informa-Prognosen zeigen moderate Erwartungen für 2025: 45% rechnen mit steigendem Content-Marketing-Budget, 34% erwarten gleichbleibende Mittel, während 22% mit sinkenden Budgets konfrontiert sein werden. Auffällig ist der wachsende Anteil an Paid Content: 36,6% der Budgets fließen in bezahlte Inhalte, Tendenz steigend. Fast die Hälfte aller Unternehmen kombiniert inzwischen organische und bezahlte Inhalte – eine Notwendigkeit, da die organische Reichweite auf allen Plattformen kontinuierlich sinkt.

Interessant ist auch der Professionalisierungstrend: 52% der Unternehmen binden Agenturen aktiv in ihre Social-Media-Aktivitäten ein. Die Gründe reichen von Kreativität über Komplexitätsbewältigung bis zu Effizienzsteigerung und strategischer Innovation. Social Media wird erwachsen – was früher als informeller Kanal galt, wird zunehmend als strategisches Instrument mit professionellen Anforderungen verstanden.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
Plattform-Konsolidierung statt Kanalbreite – alle großen Netzwerke verlieren Nutzungsanteile
LinkedIn, Instagram und YouTube gewinnen an Bedeutung; Facebook, Xing und X verlieren deutlich
Budget-Polarisierung: Durchschnitt 5.000 Euro monatlich, aber 60% investieren weniger
Paid Content wächst auf 36,6% der Budgets – organische Reichweite reicht nicht mehr
52% setzen auf Agenturen für professionelle Social-Media-Unterstützung
Trends in der B2B-Kommunikation: Externe Hindernisse und Plattformveränderungen
Neben internen Herausforderungen kämpfen B2B-Marketer mit externen Hürden. Die Informa-Studie identifiziert Plattformveränderungen – insbesondere Aktualisierungen von Algorithmen und Suchmethoden – als größtes externes Hindernis mit 55% Nennung. Diese ständigen Anpassungen erfordern kontinuierliche Lernbereitschaft und Agilität von Marketing-Teams.

Die Budget-Gleichung wird komplexer: Einerseits erwarten 45% steigende Budgets, andererseits formuliert die Studie eine nüchterne Realität: „Budgetbegrenzungen und gedehnte Bandbreiten erhöhen den Bedarf an schlankeren Arbeitsabläufen und strategischen Investitionen. Dadurch sind Marketingverantwortliche gezwungen, mit weniger Ressourcen mehr zu erreichen". Diese Spannung zwischen Anspruch und Realität prägt viele der aktuellen Trends im B2B-Vertrieb und -Marketing.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
Algorithmus-Updates sind mit 55% das größte externe Hindernis für B2B-Marketer
Budget-Schere öffnet sich: 45% erwarten Steigerungen, 22% rechnen mit Kürzungen
Effizienz wird zur Pflicht: mehr Ergebnisse mit weniger Ressourcen generieren
Agilität und kontinuierliche Lernbereitschaft sind erfolgskritische Faktoren
Trends im B2B-Vertrieb: Die hartnäckigen Silo-Strukturen
Trotz jahrelanger Diskussionen über „Smarketing" (Smart Marketing) bleibt die Zusammenarbeit zwischen Marketing und Vertrieb nach einer kurzen Verbesserung in den letzten Jahren eine der größten ungelösten Herausforderungen. Laut bvik Trendbarometer 2025 geben nur 44% der Befragten an, dass gemeinsame Ziele und Prozesse eng aufeinander abgestimmt sind. Besonders problematisch: Bei Industrieunternehmen sind es sogar nur 32%, während Dienstleister mit 54% deutlich besser abschneiden.

Dieser Gap von 22 Prozentpunkten deutet auf strukturelle Probleme hin. In vielen Industrieunternehmen sind Marketing und Vertrieb in separaten Abteilungen organisiert, mit unterschiedlichen KPIs, Budgets und Anreizsystemen. Marketing wird an Leads gemessen, Vertrieb an abgeschlossenen Deals – doch wenn die Definition eines „qualifizierten Leads" nicht abgestimmt ist, entsteht Frust auf beiden Seiten.
Die verpasste Chance ist offensichtlich: Marketing kann durch die enge Verzahnung ein wichtiger Baustein im Leadmanagement werden. Doch diese Vision erfordert mehr als gute Absichten – notwendig sind gemeinsame KPIs, regelmäßige Abstimmungsprozesse, integrierte Technologie-Stacks und vor allem Management-Commitment, das die Zusammenarbeit zur Priorität erklärt. Solange diese Grundlagen fehlen, bleiben die Silo-Strukturen zum Schaden beider Abteilungen bestehen.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
Nur 44% bestätigen enge Abstimmung zwischen Marketing und Vertrieb – eine Top-Herausforderung
Industrie (32%) hinkt Dienstleistern (54%) um 22 Prozentpunkte hinterher
Unterschiedliche KPIs und Anreizsysteme zementieren Silo-Denken
Marketing als Leadmanagement-Baustein bleibt vielfach ungenutztes Potenzial
Hyperpersonalisierung und SEO im Umbruch
Zwei weitere Entwicklungen prägen die Trends in der B2B-Kommunikation 2025: 69% der Befragten sehen Hyperpersonalisierung in den nächsten drei Jahren als Standard-Ansprache. Gemeint ist die datengetriebene, KI-gestützte 1:1-Ansprache mit Echtzeit-Content über alle Kanäle hinweg. Die Treiber sind vielfältig: gestiegene Kundenerwartungen aus dem B2C-Bereich, technologische Fortschritte durch KI und Marketing Automation sowie die Notwendigkeit zur Differenzierung in gesättigten Märkten.

Parallel dazu prognostizieren 68%, dass sich das SEO-Management in den nächsten fünf Jahren massiv verändern wird. Wenn Nutzer Informationen zunehmend über KI-Assistenten wie ChatGPT, Gemini oder Copilot statt über klassische Suchmaschinen abrufen, verschieben sich die Spielregeln fundamental. Ein Experte spricht bereits von „Search Tool Optimization" statt klassischem SEO. Der Fokus verschiebt sich von Keywords und Backlinks auf semantische, kontextbezogene Aufbereitung und Brand Signals für KI-Tools. Trotz dieser Veränderungen betont die Informa-Studie: Die Suche bleibt für Marketingverantwortliche entscheidend – ihre Rolle entwickelt sich, aber sie verschwindet nicht.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
69% erwarten Hyperpersonalisierung als Standard innerhalb von drei Jahren
KI-gestützte 1:1-Ansprache mit Echtzeit-Content wird zur Norm
68% prognostizieren massive SEO-Veränderungen durch KI-Assistenten
„Search Tool Optimization" statt klassischem SEO wird zum neuen Paradigma
Suche bleibt relevant, verändert aber grundlegend ihre Form
Die richtige Balance zwischen Innovation und Integration
Die B2B-Marketing-Trends 2025 zeigen ein klares Bild: Der Fortschritt ist zweigeteilt. Auf der einen Seite stehen enorme technologische Sprünge bei KI und Datenanalyse, auf der anderen wächst die Bedeutung von strategischer Markenführung, authentischem Storytelling und interner Kollaboration. Auffällig ist, dass Dienstleistungsunternehmen in nahezu allen Bereichen – von der KI-Nutzung bis zur Marketing-Vertrieb-Abstimmung – agiler und weiter entwickelt sind als traditionelle Industrieunternehmen.
Der Erfolg wird künftig nicht davon abhängen, wer die neuesten Technologien einsetzt, sondern wer sie am intelligentesten mit einer klaren Strategie, menschlicher Kreativität und kollaborativer Unternehmenskultur verbindet. Für Marketer bedeutet das konkret: in Kompetenzaufbau investieren, Governance-Strukturen schaffen, Storytelling systematisch entwickeln, Social-Media-Kanäle konsolidieren, Silos zwischen Marketing und Vertrieb abbauen und Datenkompetenzen ausbauen.
Die technologische Aufrüstung im Marketing verpufft, wenn die organisatorischen Grundlagen fehlen. Doch wer jetzt die richtigen Prioritäten setzt und fokussiert die Themen vorantreibt, die den größten Impact versprechen, verschafft sich einen Wettbewerbsvorteil, der weit über technologische Spielereien hinausgeht. B2B-Marketing ist erwachsen geworden – die Zeit der Experimente ist vorbei, die Zeit der strategischen Implementierung hat begonnen.
Die zentralen Handlungsfelder für 2025:
Systematischer Kompetenzaufbau bei KI-Tools und datengetriebenem Marketing
Fokus auf authentisches Storytelling statt reine Feature-Kommunikation
Plattform-Konsolidierung im Social Media mit Schwerpunkt LinkedIn, Instagram, YouTube
Aufbrechen der Silo-Strukturen zwischen Marketing und Vertrieb
Balance zwischen technologischer Innovation und menschlicher Kreativität
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